
Biochemie
Rheumafaktoren (RF) sind Autoantikörper, welche sich gegen den Fcg-Teil des menschlichen IgG richten. Sie können allen Immunglobulinklassen angehören, am häufigsten sind Rheumafaktoren der IgM-Klasse.
Klinik
Rheumafaktoren binden an körpereigene Immunglobuline. Die entstehenden Komplexe werden von Makrophagen gebunden und teilweise phagozytiert, was über eine Ausschüttung von Interleukinen eine Aktivierung weiterer Makrophagen nach sich zieht. Bei der Rheumatoiden Arthritis präzipitieren die Immunkomplexe an der Synovia, was eine Autoaggression des Immunsystems gegen die Synovia auslöst: Das Gelenk entzündet sich, Fibroblasten werden zur Proliferation angeregt, die Destruktion der Knorpel- und Knochenstrukturen des Gelenkes ist die Folge.
Rheumafaktoren sind nur in Zusammenhang mit einer entsprechenden klinischen Symptomatik verwertbar. Bei der Rheumatoiden Arthritis (RA) sind etwa 70 - 80 % der Patienten RF-positiv. Falls Rheumaknoten vorhanden sind oder wenn eine Vaskulitis vorliegt, sind nahezu 100% der Patienten positiv. Beim Sjörgen-Syndrom werden bei rund 55% der Erkrankten RF im Blut nachgewiesen. Bei SLE sind es lediglich etwa 30% der Patienten. Ein negatives RF-Resultat schliesst aber das Vorhandensein einer rheumatischen Erkrankung nicht aus. Manchmal gehen die RF dem Beginn der Krankheit um Jahre voraus.
Anti CCP (Antikörper gegen zitrullinierte Peptide) hat eine höhere Spezifität für RA als der Rheumafaktor (83% vs 97%). Die Sensitivität ist aber gleich (80 %). Wobei ein positiver RF Befund für eine schlechtere Prognose mit Gelenksdestruktionen spricht.
Im Alter ist ein positiver Befund nicht aussagekräftig, da positive RF oft auch in Abwesenheit von Krankheitszeichen vorkommen. Hohe Titer werden bei rascher Progredienz der RA mit starker Knochendestruktion beobachtet. Bei entsprechender Therapie sinken zwar die RF-Werte, aber eine eigentliche Korrelation zwischen Krankheitszeichen und RF-Werte gibt es nicht.
Viele chronische Erkrankungen ausserhalb des rheumatischen Formenkreises gehen ebenfalls mit erhöhten RF-Werten einher, da zirkulierende Immunkomplexe gebildet werden, welche in ihrer Komplexität neue Epitope bilden. Diese neuen, körperfremden Epitope können zu erneuter Antikörperbildung gegen die in den Immunkomplexen vorhandenen eigenen Antikörpern Anlass geben.
Rheumafaktoren sind zwar gegen menschliche IgG gerichtet, reagieren aber teilweise mit tierischen IgG; ihr Nachweis beruht auf dieser Tatsache. Wenn pathologisch hohe g-Globulinspiegel (um 25 g/L) vorliegen, werden die Rheumafaktoren stark in Komplexe eingebunden und verschwinden so aus dem Kreislauf. Der RF-Test kann dann erniedrigte Werte erzeugen. |