
Biochemie
Der Transferrinrezeptor ist ein Membranglykoprotein, das eisenbeladene Transferrinmoleküle bindet, damit sie inkorporiert werden können.
Die Eisenaufnahme durch die Körperzelle wird durch die Expression des Transferrinrezeptors gesteuert. Wenn die intrazellulären Eisendepots aufgebraucht sind (Ferritinkonzentration < 12 µg/L), wird mehr Transferrinrezeptor exprimiert und in die Zellmembran eingebaut. Somit kann mehr Transferrin gebunden, und mehr Eisen aufgenommen werden. Das Transferrin bindet mit unterschiedlicher Affinität an den Transferrinrezeptor, je nachdem, wie stark es mit Eisen beladen ist.
Ferritin wird mit dem Transferrinrezeptor in die Zelle aufgenommen (Pinozytose). Danach gibt Ferritin Eisen an die Zelle ab, der aufgenommene Transferrinrezeptor wird teilweise proteolytisch degradiert. Einen Teil des Rezeptors wird nach Aussen ans Interstitium abgegeben und gelangt ins Plasma und kann dort als löslicher Transferrinrezeptor (sTfR; s = soluble) gemessen werden. Die Konzentration des löslichen Transferrinrezeptors im Plasma steht in direkter Korrelation zur Transferrinrezeptorkonzentration auf den Zellmembranen.
Ein Teil des löslichen Transferrinrezeptors im Plasma liegt mit Transferrin gebunden vor. Da 80 - 95 % der Transferrinrezeptormoleküle sich aber an der Oberfläche von blutbildenden Zellen des Knochenmarkes befinden, spiegelt die Konzentration des löslichen Transferrinrezeptors den Eisenbedarf dieser Zellen.
Klinik
Die klinische Beurteilung des Eisenstatus ist vor allem bei chronischen Erkrankungen schwierig. Eine Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten bietet sich durch die Bestimmung des löslichen Transferrinrezeptors im Plasma, da dieser Parameter unabhängig von Entzündungsreaktionen, Funktionsstörungen der Leber oder dem Vorliegen von Malignomen einen Eisenmangel anzeigen kann. Damit wird es möglich zwischen einer Anämie bei chronischen Erkrankungen und einer Anämie durch Eisenmangel zu differenzieren.
Der lösliche Transferrinrezeptor ist ein guter und früh ansprechender Parameter für einen Eisenmangel, da die Konzentration ansteigt noch bevor es zu einem signifikanten Abfall der Hämoglobinkonzentration kommt. Die Konzentration des löslichen Transferrinrezeptors beschreibt den funktionellen Eisenstatus, während Ferritin Hinweise auf die Eisenspeicher ermöglicht.
Der "Thomas-Plot" korreliert den sTfR/Log Ferritin-Wert und den Hb-Gehalt der Retikulozyten mit einander und ermöglicht die Differenzierung zwische Funktioneller Anämie durch mangelnder Erythropoese und Anämie durch Eisenmangel.(2,3) |