17--alpha-Hydroxyprogesteron ist ein Vorläufer des Cortisols bei der Biosynthese in der Nebennierenrinde. Durch die Wirkung des Enzyms 21-Hydroxylase wird 17-alpha-Hydroxyprogesteron in 11-Desoxycortisol umgewandelt, den unmittelbaren Vorläufer von Cortisol.
Die Cortisolsynthese wird durch eine negative Rückkopplung mit dem Hypophysenhormon ACTH reguliert. ACTH bewirkt die Bildung und Freisetzung von Cortisol. Ein hoher Cortisolspiegel hemmt die Ausschüttung von ACTH, ein erniedrigter Cortisolspiegel fördert sie.
Man kennt eine Gruppe von angeborenen Störungen der Biosynthese des Cortisols, das adrenogenitalen Syndrom AGS (engl. congenital adrenal hyperplasia). Als Ursachen eines AGS sind sechs verschiedene Enzymdefekte bekannt. Die häufigste dieser Störungen ist der 21-Hydroxylasemangel, den CYP21A2-Defekt. Ist die Aktivität dieses Enzyms vermindert, kann Cortisol nur mangelhaft synthetisiert werden. Die Konzentration des ACTH ist erhöht, und unter seinem Einfluss werden viele Cortisol-Vorläufer gebildet. Die Biosynthese verläuft bis zum 17-alpha-Hydroxyprogesteron; statt Cortisol entstehen grosse Mengen der Androgene Androstendion und Testosteron. Laborchemische Marker dieses Defekts sind erhöhte Blutspiegel von 17-alpha-Hydroxyprogesteron, Testosteron und Androstendion sowie eine vermehrte Ausscheidung des Metaboliten Pregnantriol im Urin.
Je nach Schweregrad kann diese Störung bereits beim neugeborenen Mädchen zu einer Virilisierung mit oder ohne Salzverlust führen, oder sie kann sich erst später bemerkbar machen (late onset-AGS). Knaben sind bei der Geburt unauffällig. Später entwickeln sich Hypogonadismus und Virilisierung. In der Schweiz werden seit 1992 alle Neugeborenen auf diesen Defekt gescreent. Man bestimmt dabei 17-alpha-Hydroxyprogesteron aus getrockneten Bluttropfen, die am 4. Lebenstag entnommen werden. Ungefähr 1 auf 8000 Neugeborene ist betroffen, Mädchen und Knaben etwa gleich häufig.
Eine weitere Abklärung des Gendefektes 17CAP21A2 kann angefordert werden. |
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