
Alpha-Fetoprotein (AFP) ist ein Protein, das im Feten gebildet wird, aber auch gewisse Tumore produzieren es. Somit hat das AFP zwei prinzipiell unterschiedliche Indikationen: in der Schwangerschaft ist es ein Indikator eines Neuralrohrdefektes (Anencephalie, Spina bifida) oder des Down Syndroms (Trisomie 21). Es kann im mütterlichen oder im kindlichen Serum, oder im Fruchtwasser bestimmt werden. AFP findet aber auch als Tumormarker Verwendung.
AFP wird vorwiegend in der fetalen Leber und im fetalen Gastrointestinaltrakt gebildet, die höchsten Konzentrationen findet man etwa zwischen der 13. und 15. Schwangerschaftswoche. Vom Feten gelangt AFP auch in den Blutkreislauf der Mutter und ins Fruchtwasser. AFP hat im Feten offenbar ähnliche Funktionen wie das Albumin und wird im Laufe der Entwicklung sukzessive durch dieses ersetzt. Im CZL werden Proben mit der Indikation des Screenings in der Schwangerschaft nicht verarbeitet.
AFP als Tumormarker:
Nach der Geburt werden grössere Mengen AFP nur noch in manchen Keimzelltumoren sowie in primären Leberzellkarzinomen gebildet ; erhöhte AFP-Werte kommen auch bei manchen gutartigen Lebererkrankungen vor.
Eine Studie an 381 Personen ergab folgende Verteilung:
 |  | % der Patienten mit AFP-Konzentrationen in µg/L |
 | N | < 10.5 | 10.6 - 18.2 | 18.3 - 24.2 | 24.3 - 121 | > 121 |
gesunde Personen |  |  |  |  |  |  |
gesunde Männer | 70 | 97 | 3 | 0 | 0 | 0 |
gesunde Frauen | 70 | 97 | 3 | 0 | 0 | 0 |
maligne Erkrankungen |  |  |  |  |  |  |
kolorektale Karzinome | 13 | 92 | 8 | 0 | 0 | 0 |
Mammakarzinom | 5 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Magenkarzinom | 2 | 50 | 0 | 0 | 50 | 0 |
Urogenitaltumor | 36 | 97 | 3 | 0 | 0 | 0 |
Uterus-/Ovarialtumore | 8 | 75 | 0 | 0 | 0 | 25 |
Pankreaskarzinom | 8 | 100 | 0 | 0 | 0 | 25 |
Lebertumore | 12 | 67 | 0 | 0 | 8 | 25 |
Keimzelltumore:
nicht seminomatöse Karzinome | 62 | 36 | 4 | 6 | 18 | 36 |
Keimzelltumore:
seminomatöse Karzinome | 9 | 67 | 11 | 0 | 22 | 0 |
andere | 10 | 90 | 0 | 0 | 0 | 10 |
benigne Erkrankungen |  |  |  |  |  |  |
Leberzirrhose | 16 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Hepatitis | 17 | 88 | 6 | 0 | 6 | 0 |
Pankreatitis | 5 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
gastrointestinale und Becken-Erkrankungen | 10 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
benigne Prostatahyperplasie | 21 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
urogenitale Erkrankungen | 7 | 100 | 0 | 0 | 0 | 0 |
AFP ist ein Glycoprotein mit einem Molekulargewicht von 69'063 D und einem Kohlehydratgehalt von etwa 4 %. Es besteht aus 590 Aminosäuren, die in einer Kette mit drei Domänen angeordnet sind. AFP enthält eine einzige N-glycosidisch gebundene Kohlehydratkette. Die Aminosäuresequenz ist zu 39 % homolog zu der des Albumins.(1)
AFP aus Tumoren ist möglicherweise anders glycosyliert als "das AFP, welches in der Fetalzeit produziert wird.(2)
Bei Keimzelltumoren ist das AFP besonders sinnvoll in der postoperativen Phase: falls das AFP weniger stark abfällt als mit der Halbwertszeit von 4 - 6 Tagen zu erwarten ist, ist ein Rezidiv wahrscheinlich.
Beim primären Leberzellkarzinom werden manchmal sehr stark erhöhte AFP-Werte gemessen, bis weit über 1000 µg/L. Eine benigne Lebererkrankung weist meist einen geringeren Anstieg auf. (siehe Tabelle)
AFP-Verlaufskontrollen sind nur dann zu interpretieren, wenn die Tests mit dem gleichen System erfolgen. |