
CA 19-9 ist in der differenzialdiagnostischen Abklärung des Pankreaskarzinoms der Marker mit der höchsten diagnostischen Sensitivität und Spezifität. Allerdings kommt es bei akuten oder aktiven Erkrankungen des Pankreas, der Leber oder der Gallenwege (Cholestase!) transitorisch teilweise zu Erhöhungen des CA 19-9, die Werte steigen jedoch nur in seltenen Fällen so hoch an, wie beim Pankreaskarzinom. Bei der klinischen Besserung findet eine Normalisierung des Wertes statt.
In der Literatur finden sich folgende Angaben zur prozentualen Häufigkeit verschiedener Messwerte bei ausgewählten malignen und benignen Erkrankungen.
 |  | % der Patienten mit CA19-9 Konzentrationen in U/mL |
 | N | 0 - 37 | 37.1 - 60 | 61 - 240 | 241 - 500 | > 500 |
gesunde Personen |  |  |  |  |  |  |
gesunde Frauen | 592 | 97.0 | 2.2 | 0.8 | 0 | 0 |
maligne Erkrankungen |  |  |  |  |  |  |
Colon-/Rectumkarzinom | 379 | 4.0 | 7.1 | 18.7 | 10.3 | 23.8 |
Pankreaskarzinom | 187 | 25.1 | 4.8 | 17.7 | 9.6 | 42.8 |
Magenkarzinom | 106 | 50.0 | 13.2 | 24.5 | 5.7 | 6.6 |
Leberkarzinom | 60 | 33.3 | 10.0 | 38.3 | 10.0 | 8.3 |
Mammakarzinom | 83 | 78.3 | 13.3 | 6.0 | 0 | 2.4 |
Lungekarzinom | 77 | 76.6 | 10.4 | 7.8 | 2.6 | 2.6 |
benigne Erkrankungen |  |  |  |  |  |  |
Pankreatitis | 54 | 48.2 | 29.6 | 18.5 | 3.7 | 0 |
Diabetes mellitus | 56 | 83.9 | 10.7 | 5.4 | 0 | 0 |
Leberzirrhose | 90 | 52.2 | 22.2 | 14.4 | 7.8 | 3.3 |
Hepatitis | 59 | 64.4 | 11.7 | 18.6 | 1.7 | 3.4 |
Cholestase | 44 | 86.6 | 9.1 | 4.6 | 0 | 0 |
Lunge | 66 | 81.8 | 7.6 | 9.1 | 1.5 | 0 |
CA 19-9 kommt als Bestandteil eines Gangliosids auf den Oberflächen normaler und maligner Zellen im Gastrointestinaltrakt vor. Im Blut befindet sich das Glykolipid in löslicher Form. CA 19-9 ist auch beim Gesunden in allen Körpersekreten, teilweise in sehr hohen Konzentrationen vorhanden, es kann hier diagnostisch aber nicht ausgewertet werden. Nur in der Aszitesflüssigkeit ist eine diagnostische Sensitivität von 50 % bei einer Spezifität von nahezu 100 % erreichbar.
CA 19-9 wird durch die Reaktion mit dem monoklonalen Antikörper 1116-NS-19-9 bestimmt. Dieser Antikörper reagiert mit einem Epitop, das ein Oligosaccharid aus 6 Zuckermolekülen enthält (1). Das CA 19-9-Epitop ist chemisch verwandt mit den Lewis-Blutgruppenantigenen: das Oligosaccharid unterscheidet sich nur durch einen zusätzlichen Zucker (Sialinsäure) vom Lewis-a-Antigen. Personen mit der Lewis-Blutgruppe Le a-/b- sind nicht in der Lage, CA 19-9 zu bilden, da ihnen eine Glycosyltransferase fehlt. Dies betrifft etwa 3 - 7 % der Bevölkerung (West Europa).
Es gibt bis heute keinen internationalen CA 19-9-Standard; die Testkits sind gegen ein firmeneigenes Referenzpräparat geeicht. Die angegebenen Referenzwerte in U/mL gelten daher nur für die bei uns verwendete Methode. Das heiss auch, dass CA 19-9-Verlaufskontrollen nur möglich sind, wenn die Tests mit dem gleichen System erfolgen.
In seltenen Fällen können Patientenseren Antikörper enthalten, die mitgemessen werden und ein falsch hohes Testresultat ergeben. Es kann sich dabei um Antikörper gegen tierische Immunglobuline (z. B. HAMA [human anti-mouse antibodies]) handeln, die der Patient durch eine Tumortherapie mit tierischen Antiseren oder eventuell durch beruflichen oder privaten Umgang mit Tieren erwirbt.
Obwohl die Herstellerfirmen der Tests Massnahmen treffen, um diese Art von Interferenzen zu verhindern, lassen sie sich nicht hundertprozentig ausschliessen. Falls ein erhöhtes Testresultat nicht ins klinische Bild passt, könnte ein solcher Störfaktor die Ursache sein. | 
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