
Biochemie
Procalcitonin (PCT) ist ein Laborparameter, der zur Unterscheidung bakterieller von viralen Infektionen beiträgt. Der Plasmaspiegel des PCT ist ausschliesslich bei schweren Infektionen durch Bakterien, Pilze und Parasiten erhöht, bei viralen Infekten, chronischen Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Tumorerkrankungen dagegen normal. Da seine Halbwertszeit nur etwa einen Tag beträgt, eignet sich PCT auch als Verlaufsparameter und zur Therapiekontrolle.
Procalcitonin, ein Peptid aus 116 Aminosäuren, ist das Prohormon (Vorläufermolekül) des Calcitonins.
Es ist das Produkt des CALC-I-Gens auf Chromosom 11. In Abwesenheit einer Infektion wird PCT ausschliesslich in den C-Zellen der Schilddrüse und den neuroendokrinen Zellen der Lunge synthetisiert.
In den C-Zellen der Schilddrüse wird PCT durch spezifische Proteasen in drei Fragmente gespalten: es entstehen N-terminales Procalcitonin, das eigentliche Calcitonin (aus den Aminosäuren 60 - 91) und Katacalcin, dessen Funktion noch nicht bekannt ist.
Bei einer Sepsis können dagegen praktisch alle Organe und Gewebe PCT synthetisieren. Die Synthese wird durch bakterielle Endotoxine induziert. Im Plasma findet man intaktes PCT, da die Enzyme für die Spaltung nur in den C-Zellen der Schilddrüse vorhanden sind. Das PCT im Plasma steigt nach einer Induktion rascher an als das CRP und die Werte korrelieren mit dem Schweregrad der Infektion. Die Calcitoninspiegel im Plasma sind bei einer bakteriellen Infektion normal, die Calcium- und die Phosphathomöostase werden nicht beeinflusst.
Eliminationshalbwertszeit: ca. 24 Stunden
Die Abbildung zeigt die Struktur des Procalcitonins und seiner drei Fragmente:

Experimente mit Tieren haben gezeigt, dass PCT nicht nur eine Begleiterscheinung einer Sepsis ist, sondern ein Mediator, der aktiv in deren Ablauf eingreift. | 
|