Biochemie
Cortisol ist der wichtigste Vertreter der Gruppe der Glucocorticoide. Unter dem Einfluss des Hypophysenhormons Corticotropin (ACTH) werden in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde täglich ca. 20 - 30 mg Cortisol aus Cholesterin gebildet. Die Sekretion unterliegt bei den meisten Menschen (nicht bei allen!) einem ausgeprägten zirkadianen Rhythmus mit hohen Werten am Morgen und tiefen in den Abendstunden. Hohe Cortisol-Konzentrationen hemmen die hypophysäre Ausschüttung von ACTH (negative Rückkopplung).
Cortisol ist im Plasma zu ca. 95 % an Transcortin und andere Plasmaproteine gebunden. Biologisch wirksam ist das freie Cortisol.
Physiologisch wirkt Cortisol auf die Gluconeogenese, die Lipolyse und die Wasserbilanzierung (Förderung der Natriumretention und Kaliumausscheidung, Hemmung der Wasserdurchlässigkeit der distalen Nierentubuli), sowie auf das Immunsystem.
Therapeutisch ausgenutzt werden vor allem die antiinflamatorische und immunsuppressive Wirkung.
Chemische Struktur:
Klinik
Bei Morbus Cushing liegt ein Hypercortisolismus aufgrund einer autonomen zentralen Überproduktion von ACTH vor. Alle anderen Formen des Hypercortisolismus werden als Cushing-Syndrom zusammengefasst (z. B. primäre Überfunktion der Nebennieren bei NNR-Adenom oder iatrogen). Bei 15 % der Patienten liegt eine ektope ACTH-Produktion vor, im Rahmen einer malignen Grunderkrankung (z. B. kleinzelliges Bronchus-Carcinom oder Carcinoid). Der Morbus Cushing geht einher mit Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Hautstreifung (Bindegeweberisse), arterieller Hypertonie, Leistungsschwäche, endokrinem Psychosyndrom, Osteoporose, Diabetes mellitus, Impotenz, Oligo- bis Amenorrhoe, Hypertrichose. Bei Kindern kann es zu Wachstumsstörungen kommen.
Die primäre Nebenniereninsuffizienz wird als Morbus Addison bezeichnet. Dabei ist nicht nur ein Mangel an Glucocorticoiden nachweisbar, sondern auch der Mineralcorticoide und der in den NNR gebildeten Sexualhormone. Die wichtigsten klinischen Zeichen sind: Asthenie und Gewichtsabnahme (in 100 % der Fälle), Pigmentierungen (94 %), Anorexie (90 %), Vomitus (84 %), Nausea (81 %), zudem können abdominale Beschwerden unklarer Genese, Salzhunger und Muskelschmerzen auf die Erkrankung hinweisen |
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